Besuch des Schnapsmusuem

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Besuch des Schnapsmusuem in Bönnigheim Männergruppe

Eine kleine Stadt mit großer Geschichte

Der Leiter der historischen Gesellschaft Bönnigheims, Herr Kurt Satorius, machte für die Männergruppe der Siedler- und Gartenfreunde aus einem Programm mit Stadtführung, Museumsführung und Schnapsprobe eine kulturelle, informative, hoch interessante und zuletzt lustige Veranstaltung, so dass die Schnapsprobe zur Nebensache wurde.
Ein Mann, mit einem so geschichtlich und fachkundigem Wissen über die Stadt
Bönnigheim, der es dann auch noch versteht, diese Informationen so zu verpacken, dass jeder Teilnehmer gespannt zuhört.
Ausgangspunkt für diesen Ausflug war auch in diesem Fall unser Siedlerheim. Von dortaus wurden die 12 Teilnehmer von drei privaten Freiwilligen nach Bönnigheim auf den Burgplatz chauffiert. Nach ein paar Minuten stand auch Herr Satorius vor uns und nach einer kurzen Begrüßung legte er, vor Einbruch der Dunkelheit, zügig los.
Urkundlich erwähnt wurde Bönnigheim am 16. Februar 793 im Kloster Lorsch an der Bergstraße, als die Nonne Hilteburg, Bönnigheim mitsamt Erligheim, dem Michaelsberg und einem Teil von Cleebronn an das Kloster verschenkte. Beim Übergang der Abtei Lorsch kam Bönnigheim zum Erzbistum Mainz. Das Kloster Hirsau kaufte den Ort und veräußerte ihn1284 wieder weiter an das Kloster Bebenhausen. Im selben Jahr erhielt Bönnigheim das Stadtrecht. Die neuen Besitzer ließen die junge Stadt befestigen. Eine Mauer von 1150 Metern, von der noch ein Drittel erhalten ist, umschloss die Stadt. An jeder Ecke war ein Turm, teilweise 9 Meter hohe Mauern mit einer Stärke bis zu 1,6 Meter.
Vom Wilhelmstörle im Nordosten gibt es noch Reste des Eckturms. Von den beiden Türmen im Süden finden sich leider keine Spuren mehr. Der nördliche, nach dem letztendort wohnenden Turmwächter Kölle benannte obere Turm, wurde 1286 erbaut. Der Torwächter kassierte den Wegzoll, schloss abends die Tore und öffnete sie am Morgen wieder.

 

Bönnigheim war 400 Jahre lang Ganerbenstadt. Im Jahre 1288 kaufte Rudolf von Habsburg die Stadt und überließ sie 1291 seinem Sohn. Dessen Witwe trat ihr Erbe an Friedrich von Sachsenheim ab, wodurch die Zersplitterung des Besitzes begann. Durch Kauf, Erben, Heirat und Sterben entstand das Ganerbentum. Bis 1750, fast 400 Jahre lang, war der Bönnigheimer Besitz unter Mainzer Hoheit, auf verschiedene Erben zerstückelt, die sich die Verwaltung teilten. Ein Ganerbe war ein Miterbe oder Teilhaber dieser Verwaltungsgemeinschaft. Dass es dabei zu Streitigkeiten kam war nicht verwunderlich. Ein Burgfrieden im Jahre 1388 belegte die erste Stadtordnung, bei der aus der Mitte der Ganerben ein „Baumeister“ gewählt wurde. Dieser war für die Erhaltung und
Verwaltung der gemeinsamen Ganerbenburg und der Stadt verantwortlich.

Ein Besuch wert, ist auf jeden Fall die Cyriakus-Kirche. Der älteste Teil, der Kirchturm, ist von 1280. Das Mittelschiff, die Säulenbasilika wurde 1351-1359 errichtet und die
Seitenschiffe wesentlich später, erst 1864. Der Hochaltar selbst ist ein Prunkstück aus Holz und die weiteren bemerkenswerten Stücke, wie z.B. das Kruzifix, das steinerne Sakramentshäuschen und der Taufstein, auf jeden Fall sehenswert. Beeindruckt hat jeden, so glaube ich, ein Tafelbild von 1508, das vom unglaublichen Kinderreichtum des Adam Stratzmann und seiner Ehefrau Babara Schmotzerin berichtet. Sie soll dreiundfünfig Kinder zur Welt gebracht haben. Durch Todgeburten und frühe Tode im Kindesalter sollen aber beide Kinderlos verstorben sein. Diese Kirche ist mit einer der schönsten Kirchen, die
ich bisher gesehen habe. Der Weinbau ist seit dem 8. Jahrhundert aktenkundig und schon damals reiften die Trauben an den sonnigen Hängen des Strombergausläufers. Bedingt durch die alte Handelstrasse gab es in Bönnigheim viele Gasthäuser. Auf dem Weg vom oberen zum unteren Tor konnte man 18 mal einkehren. In der Hauptstraße gab es ein Schildermeer.
Diese Namen findet man heute teilweise auch noch. Gasthaus zur Sonne, zum Bären, zum Schwan, zum goldenen Hirschen etc.
Die mittelalterliche Silhouette der Stadt wurde im April 1945 in Mitleidenschaft gezogen. Der Einmarsch der Franzosen sorgte dafür, dass die deutsche Artillerie von außerhalb der Stadt auf den Stadtkern feuerte. Hierbei wurden Teile der Altstadt und das schöne Rathaus mit vielen historischen Akten vernichtet. Die heutige Bebauung nimmt auf die historischen
Vorbilder leider keine Rücksicht mehr. Die Teilnehmer dieser Stadtführung wissen wovon ich schreibe. Am Marktbrunnen von 1984, der die Ganerbenwappen trägt, ist der Schnittpunkt des Stadtkerns. Exakt entlang der Hauptachsen ist die Innenstadt seit 1517in vier Sektoren geteilt: die Sachsenheimer, die Neipperger, die Gemminger und die Liebensteiner Viertel werden heute noch so bezeichnet.
Das Schloss, erbaut 1560, war im Besitz von Friedrich Albrecht von Liebenstein, ein Ganerbe und als er im Jahre 1659 das Zeitliche segnete und mit ihm die ganze Liebensteiner Linie ausstarb, war es auch für das alte Schlösschen der Anfang vom Ende.
Es fiel wieder an den Kurfürsten von Mainz zurück. 1727 brauchte Erzbischof und Kurfürst Lothar Franz von Schönborn sehr viel Geld, um sich in Mainz eine neue Residenz zu bauen. Einen großen Teil bekam er von seinem Kanzler und Großhofmeister Johann
Philipp von Stadion, dem er dafür die Liebensteiner Liegenschaften in Bönnigheim als Pfand überließ. J.P.von Stadion bestellte einen Verwalter für die Bönnigheimer Besitztümer. Er selbst war zu Lebzeiten nie in Bönnigheim. Nach seinem Tod erbte der Sohn, Reichsgraf Anton Heinrich Friedrich von Stadion die Bönnigheimer Besitzungen mitsamt Schloss.

Der nach dem Kurfürsten wichtigste und mächtigste Mann in Mainz brachte bis 1750 auch alle anderen Bönnigheimer Besitzanteile an sich und damit war das Ganerbentum in Bönnigheim beendet. Im Gegensatz zu seinem Vater besuchte er das Schloss und die Stadt sehr oft. Mit dem zweihundert Jahre alten Schloss konnte er allerdings nicht viel anfangen und ließ es 1753 teilweise abreisen. Seine Sommerresidenz sollte kein alter Kasten sein, sondern ein Landschlösschen nach Mainzer und somit französchem Vorbild. 1785 lief die Verpfändung an den Grafen von Stadion aus und die
Besitzungen fielen erneut zurück zum Kurfürsten nach Mainz. Der Verkauf wurde in Mainz beschlossen und Herzog Karl Eugen, der die umliegenden Ländereien bereits erworben hatte, bekam nun auch Bönnigheim, Erligheim und Cleebronn mit dem Michaelsberghinzu. Er ließ die Gemälde und einen Teil des Mobiliars aus dem Schloss nach Solitude schaffen. Erst ab 1792 diente das bis dahin leerstehende Gebäude wieder als Residenz für das Haus von Württemberg. Nach kurzer Zeit zog es den Nachfolger von Karl Eugen, seinen Bruder Ludwig Eugen nach Stuttgart. Erst 1801 zog Prinzessin Albertine von Württemberg ein. Sie half Armen und Hungrigen. Es stand sieben Jahre leer, bevor 1828 das Oberforstamt einzog. Es folgten ab 1889 die königlich-württembergische Taubstummenanstalt und nach dem ersten Weltkrieg wurde es bis 1966 zur staatlichen
Gehörlosenschule. Im Jahr 1959 wurde vom Amt für Denkmalpflege das Treppenhaus und der obere Saal renoviert. Bis 1973 war es das „Schiller-College“ mit amerikanischen Studenten. Das Schloss wurde an das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD)
verpachtet. 1993 stellte der CJD seinen Betrieb ein, bevor es am 14. Juli 1994 vomdamaligen Bürgermeister Gerd Kreiser von der Stadt Bönnigheim gekauft wurde. Nach grundlegenden Sanierungen beherbergt nun seit dem 20. September 1996 das Museumfür „Naive Kunst und Art Brut“.
Spektakulär ist auch der Bürgermeistermord aus dem Jahre 1835.
Im Schatten der Dunkelheit versteckte sich in der Bönnigheimer Innenstadt am Abend des 21. Oktober 1835 ein Mann mit seinem Jagdgewehr. Sein Ziel, Bönnigheims Stadtschultheiß Johann Heinrich Rieber, der ihm einen schlechten Leumund bescheinigt habe und dafür mit dem Leben bezahlen sollte. Das Opfer speiste noch im Gasthaus schlief am Tisch, aufgrund des langen und ereignisreichen Tages, ein. Nach dem Nickerchen, so die Wirtin, entzündete er sich eine Laterne und trat den Heimweg an. Das Opfer stand in der offenen Tür und der Täter kniete hinter ihm im dunkeln. Ein Schuss fiel und der Stadtschultheiß zu Boden. Er starb zwei Tage später und gehört bis heute zu den
spektakulärsten Kriminalfällen der württembergischen Geschichte. Drei Faktoren machendiesen Fall einzigartig.
1. Er konnte erst 37 Jahre später aufgeklärt werden,
2. Er wurde nicht in Württemberg sondern in Washington D.C. (USA) geklärt und
3. Der Mann der ihn aufklärte war weder Polizist noch Ermittler, sondern ein
Bönnigheimer, den die Bönnigheimer Gerüchteküche einst selbst verdächtigt hatte. Zur Aufklärung des Falles bediente man sich schon damals dem Vorläufer der heutigen und weiter entwickelten „forensischen Ballistik“. Dieses Verfahren ermöglicht es auf Basis von Streifen an einer Kugel, eine Waffe als Tatwaffe zu identifizieren oder auszuschließen. Es gab Ermittlungsansätze, so z.B., dass Augenzeugen den vermeintlichen Täter haben wegrennen sehen und dessen Größe und Kleidung beschreiben konnten und dass die Munition außerhalb Bönnigheims gekauft worden war bzw. keine Waffe eines Bönnigheimers die Tatwaffe gewesen sein konnte. Die Stadtverwaltung versprach eine Belohnung von 200 Gulden aber der Täter blieb bis 1872 unbekannt. Doch dann nahm der Fall eine unerwartete Wendung. Dass dieser Fall überhaupt aufgeklärt werden konnte, hängt mit einer Auswanderung im Jahre 1836 zusammen. Die Gerüchteküche nahm einen 25-jährigen namens August Friedrich Wilhelm
Rupp unter Verdacht. Beweismaterial gab es nicht gegen ihn und somit auch keinen Ermittlungsansatz. Doch die Bürger machten ihm und seiner Familie das Leben so zur Hölle, dass er 1836 Württemberg in Richtung Amerika verließ. August arbeitete in Philadelphias Nachbarstadt Kensington als Gastwirt und siedelte später nach Washington D.C. um. Er machte eine seltsame Entdeckung. Bei einer Gesellschaft fingen Leute an sich Mordgeschichten zu erzählen. A. Rupp trug in der Runde Bönnigheims ungelösten Kriminalfall bei. Daraufhin sagte ein anwesender Gast, dass er den Täter kenne. Es sei Gottlieb Rüb aus Stetten am Heuchelberg gewesen. Er habe Rieber ermordet, denn er habe die Stelle als Waldschütz im Forstamt, aufgrund des schlechten Leumunds, nicht bekommen. Er sei nach Philadelphia ausgewandert wo er ihm, dem anwesenden Gast,
den Mord gebeichtet habe. Rüb sei dann im mexikanisch-amerikanischen Krieg gefallen. Aufgrund des Gesprächs schrieb Rupp einen Brief mit den Hinweisen in die Heimat, an Riebers Nachfolger, was dazu führte, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder aufrollte. Nun mussten Bestätigungspunkte gefunden werden, um auszuschließen, dass Rupp die Geschichte nicht nur erfunden hatte. Es ergab, dass
1. der in Frage kommende Mann Gottlob, nicht Gottlieb Rüb hieß und der Sohn des Schulmeisters in Stetten war,
2. Gottlob im April oder Mai 1836 nach Amerika auswanderte
3. der Grund zur Auswanderung war, dass er keine Stelle als Waldschütz beim Forstamt bekam
4. Gottlob eine liederliche Lebensweise führte und
5. tatsächlich im mexikanischen Krieg fiel.

Im Forstamt fand man Unterlagen mit einer Notiz, das sich Rüb tatsächlich beworben hatte. Die Staatsanwaltschaft sah die Bestätigungen als ausreichend an und schloss am 7.August 1872 die Ermittlungen ab. Dieser Bürgermeistermord mit der forensischen Ermittlungsarbeit war auch am 19. November 2021 in der lokalen Presse zu lesen.
Das Städtchen Bönnigheim bietet nun, nach der Aufklärung, ruhiges Wohnen in einer naturnahen Landschaft und Arbeitsplätze am Ort. Es lädt seine Besucher zum Verweilen und Genießen ein. Beim Thema Genießen müssen wir auf den schwäbischen Schnaps
kommen. Das mit 700 Jahren älteste Haus der Stadt, das Steinhaus, ist vermutlich das Wohngebäude einer nicht vollständig hergestellten Burg. Es existieren keine Unterlagen aber die knapp 1,3 Meter starken Mauern aus romanischen Buckelquadern und die
gotischen Fenster sind Hinweise auf vermögende Herrschaften, die das Steinhaus einstgebaut hatten. Später dienten die Gemäuer als Getreidelager und Weinkeller. Heute beherbergt das Steinhaus das Schwäbische Schnapsmuseum. Nach einer hervorragenden Stadtführung wurden wir in das Schnapsmuseum gebeten. Die historische Gesellschaft Bönnigheim e.V. gründete 1993 das schwäbische Schnapsmuseum. Die größte Sammlung zur Alkoholgeschichte Deutschlands und einzigartig in Baden-Württemberg. Hier bekamen wir eine stattliche Anzahl von beschlagnahmten Geheim-bzw. Schwarzbrennereien zu Gesicht. Von professionellen mannshohen Gestellen mit separater Feuerstelle, bis hin zu kleinen selbstgebauten, Brennereien. Hierbei wurden von der Hausfrau ausrangierte Schnellkochtöpfe oder von Gefängnisinsassen Plastikkanister
mit Tauchsiedern verwendet. Die Kreativität und das Einfallsreichtum war in der einfachen Bevölkerung sehr groß. Das Prinzip ist sehr simpel. Die Maische, eine vergorene Grundsubstanz, (Alkohol-/Wassergemisch + Geschmacksrichtung) wird in einen Behälter(Brennblase) gefüllt und mit einem „Helm“ verschlossen, darunter ein Feuer entfacht und durch die Temperatur siedet der Alkohol bei 78 Grad und das Wasser bei 100 Grad. Die Maische wird warm und beginnt zu sieden. Der Dampf sammelt sich im oberen Teil des „Helms“ und gelangt langsam, über ein Kupferrohr, in den zweiten Behälter. Nun muss das
Gasgemisch abgekühlt werden, läuft durch ein Geistrohr (spiralförmig), das meist durch Wasser von außen gekühlt wird, hindurch und wird wieder verflüssigt. Das aufgefangene Destillat ist der erste Brand. Klingt einfach, bedarf aber einer gewissen Erfahrung. Die Zutaten sind vielfältig und nicht an bestimmte Mengen gebunden. Je intensiver die Maische, desto geschmackvoller der Brand. Vereinzelt gingen die Anwesenden die Küchenschränke ihrer Frauen durch um zu überlegen, mit welchem Equipment man diese Konstrukte nachbauen könnte .Nach der Theorie folgt meist die Praxis, so auch hier. Wir wurden in den Gewölbekeller gebeten, in dem schon ein rustikales Vesper vorbereitet war. Wir nahmen Platz und durften uns stärken. Es dauerte aber nicht lang und Herr Satorius tischte uns das erste Tröpfchen auf. Ein Apfelbrand, sooo lecker. Das hatten wir uns aber auch verdient.

Zwischen jedem Schnaps unterhielt uns Herr Satorius mit seinen Witzen. Es war einWechsel aus lachen, essen und trinken. Das, was der Mensch am liebsten tut. Nach denersten Gläschen kam auch Gartenfreund Bernhard in Fahrt und nun war es ein Witzegefecht zwischen Herrn  Satorius und unserem Bernhard. Wir lachten Tränen und das Kirschwasser, der Brombeergeist, das Haselnuss-Wässerle und die Liköre sorgten für eine ausgelassene Stimmung. Viel zu schnell ging die Zeit vorbei und nachdem jeder seinen Schnaps-Favoriten käuflich erworben hatte, traten wir mit den bestellten Taxen die Heimreise an. Es ging dann gemeinsam auf ein oder zwei Absacker zu Paul & Toni, eine Gaststätte in der Nähe unseres Stadtteils in Bietigheim-Bissingen. Hier erinnerten, besprachen und diskutierten wir über die vergangenen Stunden, das Geschehene und
ließen den Abend bei entspannter Atmosphäre ausklingen.