Hauptdarsteller ist der Wacholder
Frauen- und Männergruppe wurden gemeinsam zu einem Gin-Tasting von Margot Müller und Elke Kahle eingeladen
Da die Männergruppe jeweils am 15. jeden Monats zum Stammtisch bittet, nutzte man diesen Tag und traf sich in unserem Siedlerheim, um mehr Informationen über die Kombination Gin und Tonic zu erhalten. Überwiegend im arabischen Raum wurde schon im 8. und 9. Jahrhundert, zunächst für medizinische Zwecke, der Gin gebrannt. Nach Europa kam er dann schlussendlich über Sizilien und die iberischen Halbinseln. Der Bestandteil dieses Getränks, der Wacholder, ist schon seit der Antike für seine heilsame Wirkung bekannt und so behandelte man Magen-Darm-Beschwerden und Leber- und Nierenleiden mit dem heutigen Party-Getränk.
Ab dem 16 Jh. konnte man auch Getreide destillieren und so kreierten die Schotten ihren Whiskey, die Russen ihren Vodka, die Spanier ihren Brandy und die Franzosen ihren Cognac. Der englische Gin profitierte von einer niederländischen Familie Bols die im Jahre 1575 ihre Destillerie gründete und 1622 das 1. Rezept für „Aqua Juniper“ veröffentlichte.
Der Name Gin stammt aus dem spanisch – niederländischem Krieg, der im Jahre 1618 in Europa ausgetragen wurde. Englische Truppen kämpften an der Seite der Niederländer und nahmen deren Ritual, vor jeder Schlacht einen Genever (einen „Dutch Courage“) zu trinken, mit nach Hause auf ihre Insel. Schnell wurde aus dieser Bezeichnung der GIN.
Jahrzehnte später, 1689, wurde der englische Thron von Wilhelm III besiegt und dieser Franzosen-Feind beschloss, dass keine Waren von Frankreich nach England importiert werden durften. So fand die Einfuhr, des in England beliebten Branntweins, ein schnelles Ende. Es wurde die Destillation heimischer Getreide gesetzlich gefördert und steuerfrei gestellt. Ab 1690 wurde England mit billigem Fusel überschwemmt und es begann eine große Verelendung. 1720 fand die Gin-Zeit ihren traurigen Höhepunkt, in der mehrgestorben als geboren wurde. Erst, als im Jahre 1757/58, die Getreideernte zweimal fast völlig vernichtet wurde und neue Gesetze erlassen wurden, bekamen die Engländer in den Stadtvierteln von London, die Situation wieder in den Griff. Von da an war Vodka beliebter als Gin und erst in den 1990 Jahren, in der die Cocktailkultur wieder aufblühte, kam auchder Gin wieder in Mode.
Zu Beginn sprachen wir über die Bestandteile des Gins. Neutralalkohol wird mit den Aromen Wacholder, Koriander, Anis und Kümmel ergänzt. Der Alkohol wird mit Malzwein, eine Mischung aus Roggen, Gerstenmalz und Mais, verschnitten, gebrannt und anschließend in Holzfässern zur geschmacklichen Reife gelagert. Zur Verkostung standen 12 Gin und 5 Tonic Water. Drei weitere Gin konnte man, u.a. einen selbstgemachten Coffee-Gin von Margot, ebenfalls als krönenden Abschluss, probieren.
Schnell kristallisierte sich für jeden sein eigener Favorit heraus. Zunächst durften die Anwesenden sich die erste Kostprobe pur auf der Zunge zergehen lassen, um ihre Geschmacksknospen zu aktivieren. Zur Neutralisierung zwischen den einzelnen Tröpfchen stand ausreichend Sprudel zur Verfügung. Nachdem Gaumen und Glas ausgeschwenkt waren, brachte Elke Kahle den Nächsten. Es wurde Gin aus allen Gattungen aufgetischt. Gesüßte, handelsübliche, herkunftsbezogene und momentan voll im Trend liegende Wässerchen.
„Old Tom Gin“ bezeichnete man schon vor 1800 gezuckerte Gin´s. Diese schmecken, meiner Meinung nach eher wie ein Likör. Diese Süßen erkannte man früher schnell an der Aufmachung. Denn seit ca. 1740 ist eine Katze in die Flaschenetiketten mit eingearbeitet. Der Dry Gin übernahm im 19 Jh. die Oberhand und ist mittlerweile weit verbreitet und handelsüblich. Der London Dry Gin ist keine geschützte Herkunftsbezeichnung und gibt letztendlich die Herstellungsart und einige Qualitätsstandards wieder. Eine Art Reinheitsgebot, wie beim Bier. Der Ethylalkohol muss aus Getreide, Kartoffeln usw.hergestellt sein. Die Gin-Destillen kaufen heutzutage ihren 96 % Vol. Alkohol zu. 70 % Vol. muss nach dem ersten Brennen vorhanden sein. Das Endprodukt muss min. 37,5 % Vol. besitzen und der Geschmack kommt beim zweiten Destillieren hinein. Nur diese beidenBrennvorgänge sind erlaubt.
Beim Tanqueray London Dry Gin mit 47,3 % Vol. werden für den Geschmack beim Brennen z.B. Wacholderbeere, Koriander, Süßholz, Angelikawurzel und Zitrusfrüchtebeigegeben. Heraus kommt, im Geschmack ein klassisch, milder, trockener, frischer und leicht süßlicher Gin.
Mein Favorit war „The Botanist“. Diesen habe ich nun auch daheim im Schrank stehen.
Zusammen mit Schweppes Dry Tonic und Zitronenzeste ist dies, für mich, ein perfektes Getränk. Auch der Plymouth Gin Navy Strength, der zum Probieren ausgeschenkt wurde,hat mich überzeugt. Er ist der einzige, britische Gin mit geschützterHerkunftsbezeichnung. American Dry Gin, Schwarzwald Dry Gin und Amsterdam Dry Ginsind alle nicht gesetzlich festgeschriebene Ortsbezeichungen.
Des Weiteren gibt es die unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen: Der Safran-Gin, bei dem der Safran die Oberhand hat oder der Gin Mare, auch bezeichnet als„mittelmeerischer Kräutergarten“, da Aromen, wie Basilikum aus Italien, Thymian aus Griechenland, Rosmarin aus der Türkei und die katalanischen Oliven aus Spanien seine Exklusivität ausmachen.
Der neuste Trend ist der New Western Gin, bei dem die klassische Wacholdernote in den Hintergrund tritt und ein oder mehrere andere Aromen ein starkes Gegengewicht entfalten. Dieser stand leider nicht zur Kostprobe, der Hendricks Gin. Dies ist der einzige Gin, beidem nach der Zugabe der Aromen beim Brennen, tatsächlich eine Gurkenscheibe gehört.Letztendlich ist es eine Geschmacksfrage und an den Gesichtern der Teilnehmenden erkannte man schnell, welcher mundete und welcher auf Ablehnung stieß. Auf die Kombination kommt es an. Ein Gin mit unterschiedlichen Tonic Water und entsprechenden Beigaben (Zitronenzeste, Beeren, Safranfäden, Thymian, Rosmarin usw.) hebt andere Geschmacksrichtungen des Gins hervor.
Und so wird jeder, der sich in die Welt des Gins begibt, irgendwann seine Kombi finden, die ihm zusagt.
Die Frauengruppe wird im Frühjahr nächsten Jahres ein weiteres Gin-Tasting veranstalten.
Wenn es nun Jemanden gibt, bei dem die Neugier auf Gin mit diesem Beitrag geweckt wurde, kann sich bei Margot Müller melden.
Hans-Martin Friedrich
2. Vorsitzender